22.05.2003 – Der Tag an dem ein Traum wahr wurde

Ende der 1990er und Anfang der 2000er waren die Moselaner gefühlt der ewige Zweite der höchsten luxemburgischen Fusballklasse.
In dieser Zeit wurden nach der regulären Saison noch Playoffs gespielt und oft verspielte man in diesen 6 Spielen auch als Tabellenführer noch den Titel.
Diesmal ging der CSG mit einem Rückstand von einem Punkt auf den Tabellenführer und amtierenden Meister F91 Dudelange in die Endrunde. Die beiden anderen Anwärter auf den Titel waren Jeunesse Esch und Union Luxembourg.

Nachdem das Auswärtsspiel in Esch am 1. Spieltag mit 3-0 verloren ging und Dudelange mit 3-0 gegen Union gewann, schien der Traum vom ersten Titel wieder schnell geplatzt.
Am 2. Spieltag trennten sich Esch und Dudelange im Minette-Duell unentschieden und die Moselaner konnten in der Hauptstadt mit einem 0-1 drei Punkte einfahren.
Am 3. Spieltag kam es zum Showdown „op Flohr“. Nach nur 10 Minuten bekamen die Gäste einen Elfmeter zugesprochen, den Joubert zum Glück parikonnte. In der 2. Halbzeit drehten die Moselaner auf und konnten das Spiel Letzen Endes gar mit 4-1 für sich entscheiden und somit auch in der Tabelle an Dudelange vorbeiziehen.
Zum 4. Spieltag hatte der CSG wieder Heimspiel, gegen Union Luxembourg, und es sollte ein zähes Spiel werden. Die Partie in Dudelange war bereits abgepfiffen und die Hausherren hatten die Jeunesse mit 1-0 bezwungen. Op Flohr lief bei einem Stand von 0-0 die Nachspielzeit und in der virtuellen Tabelle hatte Dudelange wieder die Nase vorn. In der 3. Minute der Nachspielzeit begann Tom Schnell, der erst 14 Minuten auf dem Platz stand, ein Handspiel im Strafraum und es gab Elfmeter. Huss trat an und verwandelte souverän zum 1-0.
Dann kam der 5. und somit zweitletzte Spieltag. Es war ein Donnerstag, der 22.5.2003. Der CS Grevenmacher trat beim F91 Dudelange an und mit einem Sieg konnte man die Meisterschaft für sich entscheiden.
Trainer Herres schickte folgende Spieler auf den Rasen: Joubert – Albrecht, Kordian, Fraumens, Dublin – Benachour, Birtz, Manzangala, Rodrigues – El Aouad, Huss. Auf der Bank saßen noch Buschmann, Groune und Morocutti.
In der 60. Minute legte Huss auf Dublin ab und dessen Schuss landete hinter Oberweis im Tor. 30 Minuten mussten Spieler und Fans  noch zittern.
Nach einer kurzen Nachspielzeit war es vollbracht! Der CS Grevenmacher war zum ersten Mal in seiner langen Geschichte luxemburger Meister und die Freude auf dem Platz bei den Spielern und dem Staff, den Verantwortlichen des Vereins und den Fans kannte keine Grenzen mehr. Ob Bier- oder Champagner-duschen, an diesem Abend war alles erlaubt und so mancher ging wohl am Freitag nicht zur Arbeit oder in die Schule.
Am letzten Spieltag gegen die Jeunesse konnte ein Pausen-Rückstand von 0-3 in ein 5-3 gedreht werden und die Feier ging weiter.

Doch allzu lange konnte nicht gefeiert werden, denn nur 6 Tage später am 31. Mai stand auch noch das Pokalfinale auf dem Programm. Nachdem man bereits Alisontia Steinsel, US Rumelange, FC Hamm 37 und CS Petange aus dem Pokal eliminiert hatte, wartete im Finale im Stade Josy Barthel vor 1856 Zuschauern Etzella Ettelbrück. Auch dieses Spiel konnte man dank einem Tor von Huss in der 81. gewinnen und somit war sogar das Double perfekt!

Fast 20 Jahre ist dieses Erlebnis nun bereits her. Viele Fans des CS Grevenmacher werden diese Tage und die gesamte Saison wohl nie vergessen. Doch auch für die Spieler war dies eine besondere Saison, denn für verschiedene war es wohl auch das schönste Erlebnis ihrer Fußball Karriere.

Am Sonntag, den 7. Mai 2023 treffen sich einige Spieler der Meistermannschaft von 2003 in Grevenmacher. Nach einem gemeinsamen Mittagessen werden sie natürlich auch den Weg „op Flohr“ finden wo sie im Rahmen des Heimspiels gegen FC Jeunesse Schieren empfangen und vorgestellt werden. Der Verein befindet sich aktuell in einer prekären Situation und kämpft gegen den Abstieg aus der Éierepromotioun. Es bleibt zu hoffen, dass sich die aktuelle Mannschaft vom Empfang der Meistermannschaft beflügeln lässt und dieser zeigt, dass auch sie den Kampf annimmt um an Ende der Saison mit den Fans Klassenerhalt feiert.

 

Zu diesem Anlass haben wir es uns nicht nehmen lassen, mit dem Siegtorschützen von Dudelange und dem Hauptinitiator dieser Wiedervereinigung nach 20 Jahren, Claude „Dulli“ Dublin, ein kleines Interview zu führen:

CSG: 1996 kamst du von Remich zum CSG und hast oft vergebens um den Titel mitgespielt. Am 22.5.2003 war es so weit. In der 60. Minute erzielst du das Tor zum 0-1. 30 Minuten später war der CSG zum ersten und bislang einzigen Mal luxemburger Meister. Wie hast du diesen Moment noch in Erinnerung?

Dulli: Noch heute weckt dieser Moment nur positive Emotionen in mir aus. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir 5 mal Tabellen-Zweiter und dann kommt endlich dieser Moment. Du fährst nach Dudelange und wirst doch Meister. Wir hatten an dem Tag auch etwas Glück, aber das gehört in einer solchen Situation auch einfach dazu. Du erzielst dann in der 60. Minute das Tor und die restlichen 30 Minuten waren sehr lang. In den Schlusssekunden gab es sogar noch ein Pfostentreffer von Dudelange. Was dann passierte war fantastisch, einfach nur Freude pur! Es treibt mir noch jetzt ein Lachen ins Gesicht, wenn ich an die Freude der Menschen denke, die mir im Stadion entgegen gelaufen kamen. Das Erlebnis in Dudelange war schon überwältigend, aber dann nach Grevenmacher zu kommen und dort warten so viele Leute vor der Gemeinde auf dich, um dich dort in Empfang zu nehmen und dich zu feiern, das war für uns alle ein unbeschreibliches Erlebnis und Gefühl.
Dass gerade ich das Tor gemacht habe, freut mich, weil weder ich oder andere Personen daran geglaubt hatten. Es war schließlich nicht speziell meine Aufgabe Tore zu schießen, dafür hatten wir eigentlich andere gute Spieler. Und das war auch das ausschlaggebende dieser Saison. Wir haben mit kleineren Problemen angefangen, aber schnell formte sich ein Team! Wir hatten Ausnahmespieler in unseren Reihen, welche alleine ein Spiel entscheiden konnten, aber das Wichtigste war die super Mannschaftsleistung und der Zusammenhalt.

CSG: Was hat dir persönlich dieser Titel bedeutet?

Dulli: Die vorige Saison hatten wir auf bittere Art und Weise unser Saisonziel Meisterschaft wieder verpasst und es sind viele Tränen geflossen. Wir wollten es in dieser Saison alle besser machen und es gelang uns. Ich und wir alle waren durch dieses Erlebnis nur noch motivierter, auch wenn du es natürlich immer willst. Für mich persönlich war es unbeschreiblich, ich würde sage: „das Geilste, was es gibt“! Es hat mir sehr viel bedeutet. Du erbringst kleinere oder größere Opfer, aber wenn du dann mit dem Titel belohnt wirst, dann haben sich diese auch gelohnt. Als Junge von der Mosel beim Großen CSG zu spielen und dann Meister zu werden war einfach nur das Highlight meiner Karriere!

CSG: Eine Woche nach dem Spiel stand noch das letzte Saisonspiel an und wieder nur eine Woche später das Pokalfinale gegen Ettelbrück. Wie waren die Tage und wurde da noch mehr gefeiert?
Dulli: Natürlich wurde beim letzten Heimspiel noch einmal richtig gefeiert und auch das war ein besonderes Erlebnis.
Der Pokalerfolg war die Kirsche auf der Torte. Gleich bei der ersten Meisterschaft sofort das Double zu schaffen war sensationell!
Wir haben uns am Anfang des Spiels sehr schwergetan. Waren es die Nachwehen der Feier oder doch die lange Saison, nicht leicht zu sagen. Dann kam noch hinzu, dass Jon (Jonathan Joubert) kurz nach der Halbzeit, nach einem Handspiel außerhalb des 16-Meterraums, die rote Karte sah und wir keinen Ersatztorhüter dabeihatten. Für mich war dies ein großer Moment, denn ich ging ins Tor. Drei gute Chance konnten auch die Verteidiger rund um den grandiosen Manzangala, der uns leider bereits für immer verlassen hat, nicht klären und ich musste mich beweisen. In der 59. Minute brachte Herres unseren wohl besten Spieler der Saison, El Aouad. In der 81. Minute legte dieser für Huss auf, der dann im Style eines Top-Stürmers zum 1-0 traf. Huss, der für mich einen Teil der Geschichte des CSG prägte, war auch in dieser Saison wieder der Garant für die Tore schlechthin.

CSG: Bereits 1998 hattest du mit dem CSG die Coupe de Luxembourg gewonnen. War die Freunde und das Feiern vergleichbar?

Dulli: Es war natürlich phänomenal im Endspiel des Pokals zu stehen und den Pokal zu holen. Das Halbfinale war schon ein Highlight mit einem Derby gegen Wormeldange. Als Mannschaft aus der Nationaldivision gegen einen Vertreter der 1. Division musst du hoch konzentriert sein. Ich glaube es gab in diesem Spiel insgesamt 11 gelbe Karten Spiel und was wie bereits erwähnt eher selten war, konnte auch ich ein Tor erzielen. Lentzen Endes konnten wir das Spiel mit 2-1 gewinnen und standen gegen Beggen im Finale.
Für mich persönlich war es leider ein trauriger Tag. Ich hatte fast jedes Spiel absolviert und für das Finale saß ich anfangs „nur“ auf der Bank. Ich wurde später eingewechselt und fühlte mich natürlich auch als Pokalsieger, aber wenn du zum ersten Mal in deiner Karriere im Endspiel stehst, dann willst du alles miterleben. Das Besondere dabei ist: du stehst auf dem grünen Rasen des Stade Josy Barthel auf der „Areler Strooss“, die Nationalhymne wird gespielt und der Grand-Duc läuft an dir vorbei. Das ist ein Moment, der sich stolz macht und den willst du erleben. Direkt nach dem Spiel überwiegt die Freude über den Erfolg und das Feiern mit den Fans. Natürlich wurde vor Ort, wie auch später in Grevenmacher sehr gut und viel gefeiert. Vergleichen kann man beide respektive die drei Erlebnisse jedoch nicht.

CSG: Deine Karriere hast du 2004 in Grevenmacher beendet. Hast du den CSG weiter verfolgt? Leider gab es bis auf den Pokalsieg 2008 nicht mehr viel zu feiern und man musste sogar den schweren Gang bis in die 1. Division gehen.

Dulli: Anfangs habe ich das Geschehen noch sehr intensiv verfolgt, es war ja auch eine lange Zeit, die ich hier verbracht hatte. Der Pokalsieg 2008 hat mich für den Verein sehr gefreut, man wünscht seinem alten Verein immer den Erfolg. Auch heute schaue ich mir immer noch an, wie der CSG gespielt hat. Wenn dann ein Abstieg in die 1. Division kommt, dann denkst du dir: „Oh mein Gott“. Dort willst du den Verein, der dir viele Freunde beschaffen und eine Lebenserfahrung gegeben hat, nicht sehen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die Mannschaft in der letzten Saison den Aufstieg in die Éierepromotioun geschafft hat und ich hoffe natürlich, dass sie in den letzten drei noch ausstehenden Spielen dieser Saison den Klassenerhalt sichern! Der Verein muss sich in der Éierepromotioun etablieren und vielleicht in den nächsten Jahren einen Versuch starten wieder dahin zu kommen, wo er hingehört, was jedoch nicht leicht wird. Man brauch erst einmal einen guten Vorstand, einen guten Trainer und Geld durch Sponsoren. Von außen betrachtet befindet sich der Verein auf jeden Fall auf einem positiven Weg und ich hoffe, dass dieser so weiter geht. Zum Schluss will ich aber auch noch einmal DANKE sagen, und zwar den Personen von früher aber auch von heute, die jedes Spiel oder jede Trainingseinheit für den Verein da sind. Ohne Benevolat geht nichts. Die Personen in der „Buvette“, die Wasserträger, die Leute im Vorstand aber auch die Fans sind es, die einen Verein wie diesen am Leben halten und ein Riesen Lob verdient haben!